Bauen ohne Hand und Hirn. Anmerkungen zum Begriff der Tierarchitektur

Mit "Tierarchitektur“ konstituierte sich seit den frühen 1960er Jahren ein Begriff, der das Territorien begründende Verhalten von Tieren in Analogie zur menschlichen Architektur als ästhetisch-bauliche Praxis versteht. Die Anfänge einer dezidiert ästhetischen Deutung des territorialen Verhaltens von Tieren als Tierarchitektur finden sich da, wo Biologen aus modernekritischen Impulsen heraus in einen Dialog mit Architekten und Ingenieuren treten. Die Architektur des Menschen bildet dabei den Echoraum, in dem die ethologischen Erkenntnisse nachhallen und durch den die Tierbauten erst eine ästhetisch-architektonische Dimension erlangen. Der ästhetisierende Blick auf Tierbauten verdankt sich letztlich reformerischen Impulsen, die die moderne, von Architekten gestaltete Lebenswelt betreffen.